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Mansour Ciss

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„Ich heiße Mansour Ciss (Kanakassy) und bin in Dakar, der ehemaligen Hauptstadt der französischen Kolonien Afrikas geboren. Heute lebe ich in Berlin, hundertzwanzig Jahre nach der Verteilung Afrikas.
Afrika ist geprägt durch das Phänomen des Ausschlusses; die Marginalisierung in einem Ghetto ist ein Hindernis für jede Form von Entwicklung. Das ist ein Thema, über das zu sprechen ich heute einladen möchte.“

Am 14. November 1884 begann die große Kongo-Konferenz in Anwesenheit des deutschen Fürst Otto von Bismarck und der deutschen Regierung. 15 europäische Länder waren vertreten, darunter auch die Vereinigten Staaten. Der 22. Februar 1885 wurde das historische Datum für die Teilung Afrikas im ehemaligen Palais Radziwil in der Wilhelmstr.77, Reichskanzlerpalais, statt .

Frankreich unterstützte die deutsche Einberufung der Konferenz mit einer klaren diplomatischen Agenda: Widerstand gegen das britische und portugiesische Bestreben, das Kongo-Becken zu kontrollieren.
Das Ziel der Konferenz bestand darin, ein Übereinkommen herzustellen, um die
bestehenden Spannungen zwischen den kolonialen Mächten einzuschränken und über Afrika zu herrschen, indem der Kontinent unter den europäischen Staaten aufgeteilt werden sollte. David Livingston sagte, die Mission der Europäer in Afrika besteht aus vier Absichten: Kommerz, Christentum, Zivilisation und Eroberung.

14 Nationen nahmen an der Berliner Kongo-Konferenz teil: Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Belgien, Spanien, Portugal und Italien. Ebenso involviert waren Russland, die Türkei, Österreich/Ungarn, die Niederlande, Dänemark, Norwegen/Schweden und die U.S.A.

Hundert Jahre später, am 27. November 1985, wurde mein erster Sohn Philipp Laye Mandela in Berlin geboren, welches Zusammentreffen! Das ist vielleicht das Schicksal für mein Leben als Künstler, das alles verändern wird.

"Déberlinisation" - das ist mein Leben hier am anderen Ufer des Ozeans, an dem ich versuche,die zerrissenen Fäden zusammenzufügen. Die dafür notwendigen Werkzeuge habe ich gefunden: Video und Diapositive, um eine historische Annäherung zu erreichen.

Das Ziel meiner Arbeit als Künstler ist es, dahin zu kommen, den Respekt unter den Völkern herzustellen, um damit den Dialog und das Verständnis untereinander zu schaffen. Das ist eine Annäherung, die es erlaubt, eine Tür für die Neugierigen zu öffnen, den anderen zu würdigen und den Dialog mit ihm herzustellen.

Es ist mir auch wichtig darauf hinzuweisen, dass ich hier in Berlin meine (strukturelle) Unabhängigkeit, d.h. meine politische, ökonomische, soziale und kulturelle Freiheit wieder gefunden habe. Ich denke aber nicht, dass sich der ganze afrikanische Kontinent in Berlin wiederfinden muss, um hier seine Unabhängigkeit zurück zu gewinnen.

Mansour Ciss Kanakassy

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»Ich nehme keinen Pfennig von Europa«
Das Projekt »Déberlinisation« des senegalesischen Künstlers Mansour Ciss
Dietrich Heissenbüttel
 
»Ist das Falschgeld?« Der senegalesische Staatspräsident Abdoulaye Wade war persönlich zur Vorstellung des Afro erschienen. Mansour Ciss hatte zur Dakar Biennale 2002 einfache Holzkioske aufgebaut, welche die Landeswährung in Künstlerbanknoten umtauschten: eine Serie von fünf bis 500 Afro gegen 3.500 Franc CFA. Das Misstrauen des Präsidenten war nicht ganz unbegründet. weiterlesen

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Mansour Ciss
 „Mansour Ciss (Kanakassy) hat seine Ausbildung in der Meisterklasse für Bildhauerei am nationalen Kunstinstitut des Senegal absolviert, damals regiert noch Leopold Senghor, der Intellektuelle, Poet und große Förderer der afrikanischen Kunst.

Seit Kanakassy in Deutschland wohnt, ist seine Kunst politisch geworden. Er hat seine zweite Initiation erfahren. Er lebt in Europa und Afrika, in zwei Welten, und seine vielen Projekte haben das Ziel, Wissen und Verständnis für die jeweilige andere Kultur zu vermitteln. Er sagt selbst, er hat etwas, dass es eigentlich nicht gibt: Zwei „Heimaten“: Berlin und Dakar. 

Uns Europäern zeigt Kanakassy andererseits ein ungeschminktes Bild von Afrika, auch von seinen dunklen Seiten. Dabei reklamiert er unablässig unsere europäische Verantwortung für das heutige Afrika, ohne dabei die Verantwortung der Afrikanerinnen und Afrikaner selbst zu vergessen.

In der Berliner Konferenz 1884/85 haben die damaligen Kolonialmächte ihre Einflussbereiche in Afrika abgesteckt und ohne Rücksicht auf ethnische oder
geograpische Gegebenheiten die Grenzen in Afrika gezogen, die heute noch gelten.

Viele der vermeintlich innerafrikanischen Konflikte beruhen auf diesen willkürlichen Grenzen. Mansour nennt seine Projekte zur Unterstützung der afrikanischen Einheit in Anspielung auf diese Konferenz „Déberlinisation“.“

Dr. Klaus Hahnfeldt

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„Ciss  hat gleichwohl die Recherche der Bedeutungen traditioneller Formen nie aufgegeben. Seine Arbeit, die sich heute auch der neuen, digitalen Medien bedient, setzt ihre historischen Bezugspunkte sowohl auf die durch den Kolonialismus entstandenen Machtverhältnisse, als auch auf das vorkoloniale Wissen und seine Symbolik.

Christian Hanussek

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Mansour Ciss

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