Petra Gerschner (germany)
vom eigensinn der kämpfe
Petra Gerschner
Germany
Music: jacques et les fatalistes, 2009
Le déserteur (Boris Vian, 1954)
4:36 min
2009
text als pdf
"Der Krieg ist der Motor der Institutionen und der Ordnung, und selbst der Friede erzeugt in seinem kleinsten Räderwerk stillschweigend den Krieg. Anders gesagt: man muss aus dem Frieden den Krieg herauslesen: Der Krieg ist nichts anderes als die Chiffre des Friedens."
Michel Foucault, In Verteidigung der Gesellschaft, S. 67
Ausgehend von der Präsenz des Militärischen in der Alltagswelt zeigt „vom eigensinn der kämpfe“ Handlungsformen individueller und kollektiver Widerständigkeit. Bilder von künstlerischen und politischen Interventionen im öffentlichen Raum verbinden sich mit Sequenzen organisierter Aktionen einzelner und kollektiver Manifestationen gegen Krieg, Folter und kapitalistische Globalisierung.
Krieg ist kein soziales Schicksal, sondern das Ergebnis politischen Handelns. Um Kriege führen zu können, müssen sie gesellschaftlich durchgesetzt, legitimiert und akzeptiert werden. Im Chanson „Le deserteur“ von Boris Vian spricht einer, der sich dieser Logik verweigert. Er zieht persönlich die Konsequenz und missachtet den Befehl, sich militärischen Gewaltverhältnissen unterzuordnen.
Für das Video „vom eigensinn der kämpfe“ interpretierten die Wiener Musiker „jacques et les fatalistes“ dieses Lied neu, für das Vian auf der Bühne beschimpft, boykottiert und im französischen Radio zensiert wurde. Offensichtlich war die Angst der Herrschenden vor der Kraft dieses Chanson sehr groß in jenen Tagen, in denen die französische Kolonialarmee, die sich erst kurz zuvor aus Indochina zurückziehen musste, die antikoloniale Befreiungsbewegung in Algerien blutig zu unterdrücken versuchte.
jacques et les fatalistes
stefan geissler - harmonikas, kazoo, komponenten, stimme
jakob ortis - guitar, kazoo, vocals
es ist nicht ganz einfach zu sagen, ob "jacques et les fatalistes" eher ein seiten-, ein proto-, post- oder -was-auch-immer-projekt einer angelegenheit ist, welche sich seit ungefaehr 2004 ereignet. mancheR meint, "ils jouent la chanson brute", tatsaechlich aber wird hier auf u in franzoesisch, englisch, yiddish, manchmal deutsch gespielt u gesungen. "jacques et les fatalistes" ist / sind jakob ortis u stefan geissler, dabei moege nicht uebersehen werden, dass jakob weder jacques noch diderot deren meister ist, und trotz dem wird das geradezu allermeiste, welches zwischen und mit diesen beiden herren musikalisch u sonstig genreaehnlich bzw ihnen selbst passiert, dieser tage unter diesem
namen zusammengefasst.
konzerte bislang :
09.12.2008 - open space - eroeffnung der ausstellung: "structures of radicality"
20.11.2008 - sala loca - hacienda ephemer
10.11.2008 - nachpoltern - fluc
26.09.2008 - kolar psy
16.08.2008 - euroranch - grillage / rhiz
15.06.2008 - central garden
18.08.2007 - standesamt frohnleiten
17.03.2007 - HOUSE(REBUILD.)PARTY - rhiz
06.07.2005 - la petite mort - slavonice/cz (gemeinsam mit marlies schlaeger)
30.12.2004 - fluc - "familienfeier"
21.12.2004 - la suite d´une nuit sensuelle et sans suite ... (fluc)
06.11.2004 - beatzentrale (als "popbiscuit")
05.08.2004 - fluc (container)
28.07.2004 - kein geld
video :
"HI-RES", video by marina gržini? / aina šmid, ljubljana 2006
kontakt: stefan.geissler@klingt.org / ortis@gmx.at